Das Konzept der „chronik.LE“

30.08.2008

Dokumentation faschistischer, rassistischer und diskriminierender Aktivitäten in und um Leipzig

Ausgangsüberlegungen

Ausgehend von einem festgestellten Bedarf nach einer umfangreichen und sicheren Informationsquelle zu Naziaktivitäten in Leipzig entstand im Ladenschlussbündnis zu Beginn des Jahres 2008 die Idee eines größer angelegten, öffentlich zugänglichen Dokumentationsprojektes, welche bereits öffentlich verfügbare Inhalte zu neonazistischen und diskriminierenden Vorfällen zusammenfasst (Polizei-Berichte, LVZ-Artikel, Opferberatungsdokumentationen...) und zur Dokumentation weiterer Vorfälle anregt.

Die Informationen werden im Rahmen eines dafür zu erstellenden Internetportals zentral gesammelt und in einer redaktionell überarbeiteten Form veröffentlicht. In die Dokumentationsarbeit einbezogen werden vielfältige zivilgesellschaftliche Initiativen, die jeweils aus ihrem speziellen Tätigkeitsfeld heraus oder augrund ihrer räumlichen Verankerung gesicherte Informationen beitragen können. Dabei wird besonders auf die Einhaltung von gemeinsam festgelegten Qualitätsrichtlinien geachtet, die für die Zuverlässigkeit der chronik.LE als Informations- und Archivquelle sorgen sollen.

Gegenstand der Dokumentation

Das Projekt möchte so viele Vorfälle wie möglich in und um Leipzig dokumentieren, welche im weitesten Sinne unter dem Konzept einer „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" (GMF, Heitmeyer) zu fassen sind. Interessant sind hierbei für das Projekt v.a. Aktivitäten, welche maßgeblich aus Ideologien der Ungleichwertigkeit heraus motiviert sind. Wir zählen hierzu v.a. Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Sexismus, Homophobie, Obdachlosenabwertung und Behindertenabwertung.

Erfasst und dokumentiert werden sollen möglichst viele Ereignisse und Aktivitäten, die explizit mit einer oder mehrerer der genannten Ideologieelemente verknüpft sind. Hierzu zählen im engeren Sinne u.a. Gewalt- und Propagandahandlungen organisierter und nicht-organisierter Neonazis, Vorfälle von Alltagsrassismus und Rassismus in den Medien. Zwingende Bedingung für die Dokumentationswürdigkeit der Vorfälle ist, dass diese in irgendeiner Form im öffentlichen Raum wahrnehmbar waren und darüber hinaus im Rahmen des Dokumentationsprojektes verifiziert werden können.

Nicht nur Dokumentation

Neben der reinen Dokumentation von Aktivitäten bietet das Projekt auch den Rahmen, kollaborativ längere themenspezifische Überblicksartikel zu verfassen und zu veröffentlichen. So genannte „Dossiers" sollen, wenn möglich gemeinsam, entwickelt und schließlich veröffentlich werden. Denkbar sind hier z.B. längere themenbezogene Artikel zu „Naziaktivitäten in Plagwitz/Lindenau", „Nazis in Leipziger Fußballstadien" oder „Freie Kräfte Leipzig", welche beständig aktualisiert werden können.

Ziel dieser Dossiers ist es, dem/der LeserIn möglichst schnell eine Vielzahl fundierter Informationen in Bezug auf ein bestimmtes Themengebiet zu liefern, ohne sich erst lang und breit durch die dokumentierten Ereignisse wühlen zu müssen.

Gruppiert, sortiert und abrufbar sind die Inhalte nach verschiedenen Kategorien. Es gibt eine zeitliche Sortierung und eine Zuordnung von Ereignissen zu Stadtteilen (bzw. Orten der Umgebung Leipzigs). Eine Weitere Sortierung erfolgt anhand von Themenschlagworten (z.B. beteiligte Gruppen wie Freie Kräfte, NPD, Finanzamt...) und der Zuordnung von Themenschwerpunkten (Fußball, Neonazismus, Extremismus der Mitte, ...). Kalenderansichten, Zeitstrahle, Kartenansichten, Tag-Wolken usw. machen die Seite leicht durchsuchbar und Informationen schnell auffindbar, so dass sich die Seite nach und nach auch zur langfristigen Recherche lohnt.

Für Wen ist chronik.LE?

Das zu erstellende Internetportal soll als öffentlich zugängliche Informations- und Recherchequelle einer interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Neben der einfach nur interessierten BürgerIn kann das Projekt durch seine Breite und seinen Umfang v.a. für (potenzielle) zivilgesellschaftliche Akteure, welche sich der Bekämpfung (eines Teils) der Ideologien der Ungleichheit verschreiben haben, hilfreich sein. Als Informations- und Archivquelle bietet das Projekt z.B. die Möglichkeit der Unterstützung von Bürgerinitiativen oder antifaschistischen Gruppen bei ihrer Arbeit. Weiterhin geeignet ist die umfangreiche Sammlung von Ereignissen in Verbindung mit den themenspezifischen Dossiers zur Information und Sensibilisierung bestimmter für die Anti-GMF-Arbeit wichtiger AkteurInnen wie z.B. JournalistInnen und KommunalpolitikerInnen.

Wer macht chronik.LE?

Entstanden aus dem „Ladenschluss. Aktionsbündnis gegen Nazis", an dem sich von Anfang an zahlreiche zivilgesellschaftliche, antifaschistische Gruppierungen beteiligt haben, verfolgt auch das Dokumentationsprojekt ein Konzept möglichst breiter Beteiligung. Neben interessierten Einzelpersonen sind es vor allem Bürgerinitiativen, Opferberatungsstellen, Antidiskriminierungsinitiativen und antifaschistische Gruppen, die sich mit ihren jeweiligen spezifischen geografischen oder thematischen Schwerpunktsetzungen an der Dokumentation beteiligen können.

Qualitätsstandards

Oberste Priorität für die Entwicklung der Inhalte hat nicht deren Aktualität, sondern Qualität und Seriösität der Informationen. Das Dokumentationsprojekt soll eine Informationsquelle sein, die „gesicherte" Informationen bereithält, und somit innerhalb und außerhalb der sich gegen Rechts engagierenden Strukturen als zuverlässige Informations- und Rechercheplattform genutzt werden kann. Aus diesem Grunde durchlaufen die Beiträge vor ihrer Veröffentlichung einen internen Moderations- und Verifikationsprozess. Nach außen wird die Nachvollziehbarkeit der Informationen durch Angabevon Quellen ermöglicht. Sollte bei einzelnen ereignissen keine direkt nachvollziehbare Quelle angegeben sein (wie z.B. die Ausgabe einer Tageszeitung, ein Link zu einer Pressemitteilung o.ä.) so kann mit den Team von chronik.LE Kontakt aufgenommen werden, um eventuelle Hintergründe des beschriebenen Ereignisses transparent zu machen.

Zuletzt aktualisiert am 09.09.2014